Rotunde im Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Karin Hessmann

Objekt des Monats Dezember 2023 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Foto der Stehlampe Chiara von M. Bellini

Mario Bellini & Flos, Stehlampe Chiara, 1969, Stahl poliert, Höhe: 145 cm
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): MKK, Joana Maibach

Stehlampe „Chiara“
Entwurf: Mario Bellini
Flos, 1969
Stahl poliert
Höhe: 145 cm
Inv.-Nr.: 1995/78

1969 hat der italienische Designer und Architekt Mario Bellini (*1935) „Chiara“ entworfen: eine skulpturale, innovative Stehleuchte, die aus einem einzigen biegsamen Stahlblech besteht. Ausgeliefert wurde sie in einer flachen Verpackung. Die Käufer*innen mussten das polierte Edelstahlblech selber aufrollen und biegen, um es in seine endgültige zylindrische Form zu bringen. Das Bestreben, die Benutzer*innen in den Herstellungsprozess seiner Produkte einzubeziehen, war zu der Zeit sehr angesagt.

Mario Bellini wollte mit dem Licht so arbeiten, „wie es sich in unserer Umgebung und unseren Landschaften manifestiert – niemals direkt, sondern oft durch Wolken hindurch oder von Gegenständen, Wänden und Oberflächen reflektiert“.¹ Auf dieser Basis entwarf er ein Gerät, das Licht aus einer künstlichen Quelle aufnehmen und dieses mit Anmut in die Umgebung zurückwerfen kann.

Seinen ersten Entwurf skizzierte er auf einem großen Stück Karton, der eine Fläche beinhaltete, die zu einem Zylinder aufgerollt werden konnte und am oberen Ende einen um 45 Grad geneigten Schaft bildete. Dieser dient als Reflektor für die in der Basis untergebrachten Lichtquelle. Zudem sollte sich der Schaft, wie Flügel öffnen lassen, um das Licht nach links und rechts, nach oben und unten zu lenken. Der Schirm der Stehlampe ist von innen weiß lackiert, um das Licht reflektieren und im Raum zu verbreiten.

Bellini war es jedoch wichtig, dass die Lichtquelle im Sockel der Lampe verborgen bleibt, um die Benutzer*innen nicht zu blenden. Am Boden des Zylinders schuf er zwei Aussparungen, durch die Licht diffus in den Raum fallen kann.

Zusammen mit Flos konnte der italienische Architekt und Designer Mario Bellini seinen Entwurf der Stehleuchte umsetzen. Die außergewöhnliche Form der Lampe, das glänzende, spiegelnde Material und die Größe von 145 cm trägt dazu bei, dass „Chiara“ auch im ausgeschalteten Zustand ein Blickfang ist.

Mario Bellini begründet die Namensgebung seiner Stehlampe „Chiara“ damit, dass er gerne mit Worten und ihren Bedeutungen spielt. Für ihn steht Chiara „für etwas Klares, aber ‚klar’ ist ein Wort, das in unserem Sprachgebrauch sehr häufig vorkommt (wir ‚sprechen Klartext‘, wir ‚stellen etwas klar‘), und im lombardischen Dialekt gibt es auch Ausdrücke für „aufklären“, in denen das italienische Wort chiaro vorkommt“.² Zudem gibt er an, dass eine seiner Töchter Chiara heißt.

Mehr als fünfzig Jahre nach ihrer Einführung bringt Flos dieses legendäre Stück in einer Neuauflage in verschiedenen Größen und unterschiedlichen Beschichtungen auf den Markt. Mario Bellini entwarf neben der klassischen Stehlampe noch ein kleineres Modell: Chiara als Tischlampe. Diese kann in den Ausführungen Aluminium, Dunkelgrau und Roségold erstanden werden. Für den Designer ist es nicht nur eine einfache Neuausgabe, denn bei der ursprünglichen Version der „Chiara“ gab es eine Schwachstelle: das Dekorprofil am Rand des Stahlblechs blieb nicht haften und stellte dadurch auch eine Gefahr für jede*n dar, der dieses berührte. Die Neuauflage verfügt nun über eine Einfassung aus schwarzem Gummi, das halt- und haftbarer ist. Zudem verfügen die zwei neuen Modelle über einen Dimmer, der es ermöglicht die Leuchtstärke zu regulieren. Als letzte Veränderung wurde die Oberfläche im Inneren des Zylinders mit einer mattweißen Kunststoff-Folie überzogen, um das Licht bestmöglich zu bündeln.

Die Leuchte Chiara gilt wegen ihrer innovativen Materialwahl, ihrer zeitlosen Ästhetik, ihrer funktionalen Qualität und der kreativen und experimentierfreudigen Handschrift von Mario Bellini als Designikone.

Ann-Kathrin Mäker

¹Zitat aus dem Interview zwischen Mario Bellini und Paolo Brambilla, Quelle: Mario Bellini und Chiara | Offizieller Flos-Store
²Zitat aus dem Interview zwischen Mario Bellini und Paolo Brambilla, Quelle: Mario Bellini und Chiara | Offizieller Flos-Store

Literatur & Quellen:

Hinweis

Das aktuelle Objekt des Monats kann ab dem ersten Tag des Monats eintrittsfrei in der Dauerausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte besichtigt werden, für interessierte Besucher liegen vor Ort und auf der Homepage des Museums (dortmund.de/mkk) weiterführende Informationen bereit.

Zu Beginn eines jeden Monats werden Schätze aus der Sammlung des Museums als Objekt des Monats präsentiert und den Besuchern vorgestellt. Sie möchten gerne ein Exponat aus einem bestimmten Sammlungsbereich oder zu einem ausgewählten Thema sehen?

Dann richten Sie Ihre Wünsche und Anregungen an unsere Mitarbeiterin Joana Maibach und wir gehen für Sie auf die Suche!

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